Die Nebenanlagen


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Hier werden folgende Themen dargestellt:
> Rechenreiniger
> Fischpaß
          >> Die vorhandenen Fischpässe
> Ersatz der vorhandenen Bootsgasse



Rechenreiniger

Um das Einschwimmen von Fischen in die Turbinen zu verhindern, wird unmittelbar vor den Turbinen ein Feinrechen (15 mm Stababstand) aufgestellt. Dieser Rechen ist als Halbrund-Rechen, d.h. mit ge­bogenen Rechenstäben, mit einem Durchmesser von mehr als 4 m ausgeführt. Die Rechenreinigungs­schiene läuft auf einer halben Kreisbahn über die zylinderförmig vor dem Turbineneinlauf angeordneten Rechenstäbe auf und ab. Bei der Aufwärtsbewegung wird kurz vor Erreichen des oberen Endpunktes die auf der Turbinenkammer angeordnete Spülklappe geöffnet und so alles Treibgut über die Turbine ins Unterwasser geleitet. Bei der Abwärtsbewegung wird umgekehrt die unter der Turbine befindliche Unterflurklappe geöffnet, um Treibgut und sich vor dem Rechen befindlichen Fischen den Weg ins Unter­wasser zu ermöglichen.

Aufgrund der großen Anströmfläche ergibt sich eine sehr geringe durchschnittliche Anström­ge­schwindigkeit von max. ca. 0,5-0,6 m/s. Da die mögliche Betriebswassermenge direkt von der Fall­höhe abhängt, sinkt bei höheren Abflüssen in der Fulda die Fallhöhe und damit die durch die Turbinen ableitbare Betriebswassermenge, so dass die Anströmgeschwindigkeiten am Rechen über weite Strecken sogar noch deutlich unter diesem Maximalwert liegen, was der Fischverträglichkeit weiter entgegen kommt.

Zusätzlich wird die Abwärtswanderung von Aalen durch vier Aalrohre (DN 200) ermöglicht, die in der Aalwanderzeit permanent geöffnet sind. Deren Einlässe werden links und rechts in den Seitenwänden eines jeden Unterflurkanals angeordnet. Da sich Aale vornehmlich bodennah bewegen, sind die Einlässe zudem knapp über der Sohle, am Fuße vor den Unterflurklappen positioniert.



Fischpaß

Die Funktionsfähigkeit des vorhandenen Fischpasses wird als nicht ausreichend angesehen. Zum einen gilt das Beckenkonzept als zu klein dimensioniert, falsch positioniert und mit zu wenig Wasser dotiert, zum anderen fällt der Fischpass während der zeitlich festgesetzten Wehrlegung im Winter trocken und steht für die Durchgängigkeit überhaupt nicht mehr zur Verfügung. Aber auch in der Zeit, in der die Wehre aufgestellt und der Stau gehalten wird, führen Verstopfungen immer wieder zu weiter reduzierten Durchflüssen, welche die Funktionsfähigkeit weiter herabsetzen. Alles in allem können die vorhandenen Fischpässe über weite Strecken als nutzlos angesehen werden (siehe auch Die vorhandenen Fischpässe).

Angesichts der sehr hohen Strömungsgeschwindigkeiten über den gelegten Wehrklappen von weit über 2 m/s (gemessen wurden mehr als 4 m/s bei normalen Abflüssen in der Fulda!) stellen die Wehre damit in diesem Zeitraum ein absolutes Aufwanderungshindernis nicht nur für alle schwächeren Schwimmer unter den Fischarten, sondern auch für Makrozoobenthos (auch als Wirbellose bezeichnet; das sind Lebewesen, die sich u.a. auf der Flußsohle aufhalten und fortbewegen) dar. So ist beispielsweise für Quappen, die vornehmlich im Winter aufsteigen, keinerlei Aufwärts­passage möglich.

Wie sich die Durchgängigkeit an den Staustufen darstellt und vertiefende Informationen hierzu finden Sie auch hier: Fischschutz und Durchgängigkeit der Staustufen


Als Ersatz für den Fischpass und die Bootsrutsche wird als rechtsseitige Umgehung der geplanten Wasser­kraftanlagen jeweils ein sog. Borstenfischpass errichtet, der auch zur Bootspassage genutzt werden kann. Hierbei werden Kunststoffborsten wie bei einem übergroßen Straßenbesen umgekehrt in ein Abflußgerinne gesetzt. Die Borsten wirken als Strömungshindernis für das abfließende Wasser, ähnlich wie natürlicher Schilfbewuchs, sind aber in ihrer hydraulischen Wirkung und Langlebigkeit klarer zu be­werten, als ihr natürliches Pendent (siehe Fisch-Kanu-Pass der Uni Kassel). Durch geschickte Anordnung der Borsten können sowohl hervor­ragende Auf- und Abwanderungsbedingungen für alle bei uns vor­kommenden Fischarten und Wirbellose geschaffen werden, als auch Sportbooten eine sichere Passage der Staustufe ermöglicht werden (siehe auch Abschnitt Ersatz der vorhandenen Bootsgasse weiter unten im Text).

Es liegen bereits zahlreiche Funktionskontrollen des an der Universität Kassel entwickelten Borsten­fischpasses vor, u. a. sogar eine Untersuchung eines Borstenfischpasses im gleichen Fluß­abschnitt der Fulda nur wenige km flussabwärts der ge­planten Kraftwerksstandorte am unteren Mühlenwehr in Hann. Münden.



Bild:
Fischpaß an der Fulda in Hann. Münden, Borstenpaß und Raugerinne nebeneinander


Für das geplante Vorhaben ist diese Untersuchung besonders aussagekräftig, weil einerseits davon aus­gegangen werden kann, dass die gleiche Fischpopulation erfasst wurde, welche auch an den Stau­stufen Wilhelmshausen und Bonaforth zu erwarten ist, und andererseits, weil an der Staustufe Unteres Mühlen­wehr neben dem Borstenfischpass parallel auch ein sog. Raugerinne installiert wurde. Rau­gerinne gelten als allgemein anerkannte und gut funktionierende Fischaufstiegsanlagen. Um mögliche Unterschiede in der Akzeptanz der beiden Fischaufstiegsanlagen zu ermitteln, wurden in der Funktions­kontrolle beide mittels separater Reusen untersucht. Dabei konnten keine Unterschiede in der Akzep­tanz festgestellt werden!

Auch alle anderen Untersuchungen weisen ausdrücklich darauf hin, dass der Fischpaß von allen Arten gut angenommen wurde und keine Selektionswirkung ausübt. Alle in den verschiedenen Fluß­systemen auftretenden Arten waren in der Lage, diese Fischaufstiegseinrichtungen in beiden Richtungen zu passieren, so dass weder eine Arten-, noch eine Größen­selektion vorkamen. Außerdem wurde keine Beeinflussung des Fischaufstieges durch den Freizeit-Bootverkehr ermittelt. Dies deckt sich mit den positiven Aussagen verschiedener Vertreter des Kanu- und Rudersports vor Ort wie überregional.

Die Anordnung als rechtsseitiges Umgehungsgerinne um die Wasserkraftanlage herum stellt auch in Bezug auf die Auffindbarkeit des Fischpasses in der gesamten Wehrstruktur eine grundsätzliche Ver­besserung dar, weil der Auslauf des Fischpasses unmittelbar neben dem Hauptwasserstrom (Auslauf des Kraftwerkes) angeordnet ist und nicht, wie bisher, vergleichsweise weit weg von den beiden Wehrfeldern.



Ersatz der vorhandenen Bootsgasse

In der Vergangenheit sind schon Boote in der vorhandenen Universal-Bootsgasse gekentert, wobei die Besatzungen nur mit Glück unverletzt geblieben sind. Zahlreiche weitere, leichtere Unfälle mit Schäden an den Auslegern der Boote haben den Mündener Ruderverein daher veranlasst, seinen Mitgliedern die Abwärtsfahrt mit Auslegerbooten zu untersagen. Stattdessen dürften Vereinsboote nur noch ge­treidelt oder umgetragen werden. Alternativ wird empfohlen, die Schleusen zu benutzen. Größere Boote mit mehr als 4 Mann Besatzung sollten auch nicht getreidelt werden, sondern ausschließlich umgetragen oder geschleust werden, weil die Gefahr von Beschädigungen in den Bootsgassen zu groß ist. Auch einige Ruder­vereine aus Kassel untersagen ihren Mitgliedern das Passieren der vorhandenen Bootsgassen mit Ausleger-Ruderbooten. Diese nutzen daher zur Zeit vorrangig auch die vorhandenen Schiffsschleusen auf der gegenüber liegenden Flußseite. Allerdings könnten auch Ruderer die Gasse nutzen wollen, welche von diesen Verboten nichts wissen und/oder ortsunkundig sind. Diesen drohen bei einer Havarie nicht nur die Beschädigung ihres Sportgerätes, sondern auch Personenschäden.

Diese Sicherheitsgefahren bestehen mit dem geplanten Fisch-Kanupaß nicht mehr!




Am Eingang zum Fisch-Kanupaß wird dieser im oberen Bereich über eine Strecke von ca. 15 bis 20 m waagerecht (ohne Gefälle) geführt. Dadurch wird die ohnehin schon sehr sichere und unkomplizierte Passage für Bootsfahrer weiter erleichtert, da beim Eintritt in den Fisch-Kanupaß praktisch keine Tur­bulenzen auftreten. Das mittlere Gefälle im energieabbauenden Teil des neuen Passes beträgt ca. 1:30. Die mittleren Geschwindigkeiten liegen dementsprechend mit ca. 0,7 bis 0,9 m/s nur bei etwa einem Drittel der Geschwindigkeiten, die sich in den vorhandenen Universal-Bootsgassen einstellen können (bis zu 3 m/s und mehr).

Erfahrungen an anderen Borstenfischpässen ähnlicher Bauweise zeigen, dass Kanuten bei diesen geringen Fließgeschwindig­keiten innerhalb des Passes anhalten und ggf. sogar aussteigen können. Das ist bei den derzeit installierten Bootsgassen auf keinen Fall möglich.




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